Motor-Power richtig nutzen: So bringen Sie mehr Zugkraft unter Ihren Trecker

Die Motorleistungen der Traktoren steigen stetig an. Standardschlepper sind bereits mit Motorleistungen von 400 PS und mehr erhältlich. Diese Kraft muss auf den Boden übertragen werden, damit sie in Zugkraft umgewandelt wird. Den Kontakt zwischen Fahrzeug und Boden stellen die Räder oder Raupen dar. Wie sich die tatsächliche Zugkraft besser nutzen lässt, wird nachfolgend beschrieben.

Motor Power Trecker Tuning

Chiptuning beim Trecker

Moderne Dieselmotoren mit einer Common-Rail-Einspritzung lassen sich problemlos mittels Chiptuning optimieren. Dazu wird einfach die Software im Motorsteuergerät ein wenig manipuliert. Das führt zu einer Leistungssteigerung von bis zu 30 Prozent. Die erhöhte Motorleistung bringt allerdings keinen Vorteil, wenn sie nicht auf den Boden übertragen werden kann. Jeder Trecker kann lediglich 25 Prozent seiner Motorleistung in reine Zugkraft umwandeln.

Ein Schlepper mit einer Leistung von 400 PS kann also nur eine Zugleistung von 100 PS erreichen. Um dieses zu veranschaulichen, könnte man sich eine stationäre Seilwinde vorstellen, die von einem 100 PS starken Motor angetrieben wird. Diese Seilwinde könnte die gleichen Arbeitsgeräte über den Acker ziehen, wie ein 400 PS starker Schlepper.

Das Gewicht optimieren

Ein sehr wichtiger Aspekt bei jedem Traktor ist das Eigengewicht. Jeder Schlepper, gleichgültig ob mit Rädern oder Raupen, kann nur das 0,4 bis 0,7-fache seines Eigengewichts ziehen. Diesen Wert nennt der Fachmann Triebkraftbeiwert. Wiegt ein Trecker 10.000 Kilogramm, erreicht er bei einem Triebkraftbeiwert von 0,4 eine Zugkraft von 4.000 daN. Die Abkürzung daN steht für Deka-Newton. Dieser Wert ist gleichzusetzen mit einer Zugkraft von etwa vier Tonnen.

Wird jetzt das Gewicht des Schleppers durch Zusatzgewichte erhöht, vergrößert sich dadurch auch die Zugkraft. Es stehen Heckgewichte, Radgewichte und Frontgewichte für Trecker zur Wahl. Die Zusatzgewichte sollten jedoch nur dann zum Einsatz kommen, wenn sie auch tatsächlich gebraucht werden. Befinden sie sich unnötig am Trecker, führen sie zu einem höheren Kraftstoffverbrauch. Bei Fahrten auf der Straße führt überflüssiges Gewicht auch zu einem erhöhten Verschleiß der Reifen.

Zwillingsreifen, Traktor
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Das Gewicht des Treckers wird aber auch durch die Anbaugeräte, die an der Dreipunktaufhängung angebracht sind, erhöht. Die Anbaugeräte, wie Pflug, Grubber und andere Geräte erhöhen in erster Linie das Gewicht auf der Hinterachse. In diesem Bereich wirkt sich auch die Zugkraftregelung der Hydraulik positiv aus. Gerät ein Bodenbearbeitungsgerät in eine sehr feste Bodenschicht, erhöht sich die Zugkraft. In dem Fall hebt die Hydraulik das Arbeitsgerät wenige Zentimeter an. Dadurch verringert sich der Widerstand. Gleichzeitig wirkt das Gewicht des Anbaugerätes auf die Hinterachse des Treckers. Damit die Vorderachse nicht zu stark entlastet wird, sollte diese durch Frontgewichte beschwert werden.

Die Aufstandsfläche der Reifen

Die Treckerreifen haben die Aufgabe, die Motorleistung auf den Boden zu bringen. Dazu benötigen sie eine ausreichend große Aufstandsfläche. Je größer diese Fläche ist, desto höhere Kräfte lassen sich übertragen. Das ist zumindest auf einem trockenen Untergrund so. Auf einem feuchten Untergrund ist es mitunter vorteilhaft, wenn die Reifen etwas tiefer in den Boden eindringen, um dann eine trockenere Schicht zu erreichen. Doch das ist eher die Ausnahme. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Aufstandsfläche zu vergrößern.

Am einfachsten und schnellsten gelingt dieses Vorhaben, wenn der Reifendruck abgesenkt wird. Eine Absenkung des Reifendrucks auf etwa 0,7 bar führt zu einer deutlichen Vergrößerung der Aufstandsfläche. Bis zu welchem Wert, der Reifendruck abgesenkt werden kann, hängt vom jeweiligen Reifenmodell ab. Die meisten Reifenhersteller stellen Listen mit den entsprechenden Werten zur Verfügung. Wird der Reifendruck zu stark gesenkt, kann es passieren, dass die Laufflächen im mittleren Bereich durchbiegen und die Reifen in erster Linie auf den Flanken abrollen. Bei Fahrten auf der Straße sollte der Reifendruck aber wieder höher als 1,0 bar sein. Sonst wäre der Verschleiß sehr hoch.

Eine andere Möglichkeit, die Aufstandsfläche zu vergrößern, besteht in der Nutzung von Zwillingsrädern. Das Problem bei der Nutzung von Zwillingsbereifung ist, dass sie in der Regel nicht auf öffentlichen Straßen genutzt werden dürfen, weil der Trecker dadurch zu breit ist. Wer nicht unbedingt mit seinem Trecker auf öffentlichen Straßen fahren muss, hat durch die Verwendung von Zwillingsrädern große Vorteile. Wird dann bei der Feldarbeit der Luftdruck aller Reifen abgesenkt, entsteht schon fast eine Aufstandsfläche wie bei einem Raupenschlepper.

Raupenschlepper und Knicklenker erzielen die höchsten Zugkräfte

Raupenschlepper, die mit vier Raupenlaufwerken ausgestattet sind, erzielen die höchsten Zugkräfte. Das liegt jedoch nicht nur an den großen Aufstandsflächen der Raupen von mehreren Quadratmetern, sondern auch an dem deutlich höheren Gewicht im Vergleich zu Standardschleppern. Das Gleiche gilt auch für Knicklenker. Diese Trecker haben zwar nicht solch eine große Aufstandsfläche wie Raupenschlepper, aber ein vergleichbar hohes Eigengewicht.

 

Raupenschlepper, Chiptuning, Leistungssteigerung
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Knicklenker und Raupenschlepper eignen sich in erster Linie für schwere Feldarbeiten. Für die Grünlandbearbeitung sowie für Transportarbeiten sind diese schweren Trecker nicht so gut geeignet. Dafür sind sie im Bereich der Bodenbearbeitung aber den Standardschleppern deutlich überlegen.

Fazit

Eine Erhöhung der Motorleistung bringt keine Vorteile, wenn nicht auch weitere Veränderungen am Trecker erfolgen. Dabei spielt die Wahl der passenden Bereifung sowie die Anpassung des Reifendrucks eine große Rolle. Des Weiteren verbessert eine optimale Ballastverteilung des Traktors die Zugkraft.